Aus dem Leben des
Klosterdrachen Konradin
Kapitel III:
In dem sich Konradin und Laubertus begegnen
Konradin hatte schon über 150 Jahre in Arnsburg gelebt, als er Laubertus kennen lernte. Zu dieser Zeit waren wieder Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Schmiede und Bildhauer im Kloster unterwegs. Sie bauten an der Nordwand eine weitere Seitenkapelle an die Klosterkirche an. Das Geld für die Kapelle hatten Guda von Bellersheim und ihr Mann, der Ritter Johannes von Linden, gespendet. Später wurden sie in der Kapelle begraben und ein Gedenkstein wurde für sie aufgestellt. Die Kapelle steht heute nicht mehr, aber den Gedenkstein findet ihr in der Kirche. Er ist aber schon über 600 Jahre alt, ziemlich verwittert und irgendwann hat jemand dem Ritter Johannes die rechte Hand abgeschlagen. Und weil er auch nicht mehr bunt wie früher ist, hat Konradin seinen Malkasten hervorgekramt. Klickt mal das Bild an, dann könnt Ihr Euch anschauen, wie der Stein vermutlich ursprünglich ausgesehen hat.
Als die Kapelle gebaut wurde, saß Konradin jeden Tag da und hat den Handwerkern zugesehen: wie sie Steine schlugen, Mörtel mischten und Mauern mauerten. Dann zimmerten die Zimmerleute in der Kapelle ein großes Holzgerüst, das höher als die Wände war und schon wie das Gewölbe aussah. Aber dann kamen wieder die Maurer und legten Steine auf das Gerüst: Es war nämlich nur dazu da, das echte Gewölbe zu halten, bis der Mörtel hart war. Die Zimmerleute redeten immer vom Lehrgerüst. Vermutlich, so reimte Konradin sich das zusammen, weil das Gerüst so eine Art Lehrer war, das den Steinen beibrachte, nicht herunterzufallen. Und an dem Tag, als die Zimmerleute das Holzgerüst wieder abbauten, da lernte Konradin Laubertus kennen.
Konradin hatte sich den ganzen Tag nicht in die Kapelle getraut, weil er plötzlich auf den Gedanken gekommen war, dass die Steine vielleicht gar keine guten Schüler gewesen seien. Was würde passieren, wenn sie nicht richtig aufgepasst hätten, wie das mit dem An-der-Decke-bleiben funktionierte? Dann würden die Zimmerleute die Lehrgerüste wegnehmen und mit einem großen Karachoplumps würden ihnen alle Steine auf den Kopf poltern. Also saß Konradin draußen, hatte sich vorsichtshalber zwei dicke Runkelrüben in die Ohren gestopft und wartete auf den großen Karachoplumps. Der kam aber nicht. Die Zimmerleute schleppten das Holz nach und nach aus der Kapelle nach draußen. Und das Dach blieb stehen. Als die Handwerker schlafen gegangen waren und das Dach noch immer stand, traute sich Konradin wieder hinein. Er tappte in der Kapelle herum und guckte vorsichtig nach oben. Und ein ziemlich wunderliches Blättergesicht grummelte ihm ein »Guten Abend« entgegen. Konradin setzte sich vor Schreck auf seinen Hintern.
Kapitel IV: An dessen Ende Konradin keine
Angst mehr hat und einen Beschluss fasst
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Kapitel I: Worin sich der
Klosterdrache Konradin schnell langweilt
Kapitel II: Worin Konradin
viel spuckt und wenig schläft
Kapitel III: In dem sich Konradin
und Laubertus begegnen
Kapitel IV: An dessen Ende Konradin keine
Angst mehr hat und einen Beschluss fasst
Kapitel V: Welches Konradin plötzlich beendet
In unregelmäßigen Abständen werden weitere Kapitel folgen...
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Die Darstellungen des Grabsteins sind gedruckt in: Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: Trachten des christlichen Mittelalters nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen, Abteilung 2: Vierzehntes und fünfzehntes Jahrhundert, Frankfurt am Main 1840, Tafel 156 (Digitalisat in Wikimedia Commons) und Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften von dem frühen Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts, Bd. 4, 1883, Tafel 222 (Digitalisat in LAGIS Hessen, © Repro: Andreas Schmidt, HLGL). Die Zeichnung der Laubmaske von Carl Bronner ist gedruckt in: Heinrich Walbe (Bearb.), Die Kunstdenkmäler des Kreises Giessen Bd. 2: Kloster Arnsburg mit Altenburg, Darmstadt 1919, Abb. 72. Das Bild des Drachen Konradin basiert auf Abbildungen aus dem Liber Psalmorum des Klosters Arnsburg. © Universitätsbibliothek Gießen, CC-BY-NC-SA 3.0, HS NF 45 fol 35v fol 103v.